Schnell eine Nachricht versenden, um eine Verspätung zu melden. Die Fotos von dem Kindergeburtstag mit den besten Freunden teilen, oder unterwegs einen Treffpunkt ausmachen. Für viele Menschen gehört das schon lange zum Alltag – die Kommunikation läuft über den Messenger-Dienst ihrer Wahl. Die Meinungen über diese neuen Möglichkeiten und die permanente Erreichbarkeit gehen jedoch weit auseinander.
Vier große Anbieter beherrschen den Markt
Wer mit seinen Freunden kommunizieren möchte, hat derzeit die Qual der Wahl. Das Problem ist: Alle großen Hersteller verwenden eigene und miteinander nicht kompatible Protokolle, die nur von den eigenen Programmen verstanden werden. Viele davon sind nicht öffentlich, so dass fremde Firmen die Kommunikation nicht in ihre Programme integrieren können. Allerdings gibt es im Internet die Möglichkeit sich zu informieren, um eine Überblick zu erhalten und Alternativen zu Whats App & Co. zu finden.
Zusammengenommen besitzen die vier populärsten Apps praktisch ein Monopol, das von außen nahezu unangreifbar ist. Genutzt werden vor allem:
- Whats App: Der mit Abstand populärste Dienst war lange Zeit kostenpflichtig und wurde nach der Übernahme durch Facebook auf ein Gratisangebot umgestellt. Die Zahl der aktiven Nutzer soll Ende 2016 beinahe 1 Milliarde betragen, wodurch die App die mit Abstand größte Reichweite besitzt.
- Facebook: Das soziale Netzwerk integriert auch eine Chat-Funktion. Gegenüber der Konkurrenz ist diese insbesondere auf mobilen Geräten eher umständlich zu bedienen und besitzt weniger Funktionen wie etwa Gruppenchats. Seit Februar 2014 gehört Whats App jedoch ebenfalls zu Facebook.
- Telegram: Telgram ist der einzige nicht-kommerzielle Anbieter und die einzige Software, die über einen offenen Quellcode verfügt. Dies gilt allerdings nur für die Apps und nicht für die Server. Telegram setzte früher als Whats App bestimmte Sicherheitsfeatures wie eine Verschlüsselung von Nachrichten von Gerät zu Gerät ein. Die bestehenden Features werden jedoch von Fachleuten mitunter als unzureichend kritisiert.
- Threema: Threema legt einen Schwerpunkt auf Sicherheit und Verschlüsselung. Hinter dem Messenger steht ein Schweizer Unternehmen, das als erstes eine vollständige Verschlüsselung von Gerät zu Gerät zum Standard machte.
Rapides Wachstum bei allen vier Anbietern
Alleine Facebook verzeichnet nach eigenen Abgaben Ende 2016 rund 1,8 Milliarden aktive Nutzer. Die weiteren drei Anbieter werden noch einmal von zusammen ungefähr 1,2 Milliarden Menschen regelmäßig verwendet. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Mehrheit in zwei oder mehr Netzwerken aktiv sind. Zusätzlich gibt es auch noch weitere Dienste, die häufig von kleineren Gruppen genutzt werden. Das prominenteste darunter ist das offene Protokoll Internet Relay Chat oder IRC, dem ersten globalen Chat-System überhaupt.
Anhaltender Boom oder ein kurzes Strohfeuer?
Die Kommunikation über Messenger gehört gerade für viele junge Menschen fest zum Alltag. Experten schließen allerdings nicht aus, dass die Zielgruppe sich mittelfristig wieder andere Kommunikationswege suchen könnte. Nicht wenige verweisen in diesem Zusammenhang auf die massive Nutzung von SMS in den Jahren nach der Jahrtausendwende. Heute führen die Textnachrichten und ihre multimedialen Gegenstücke wie MMS jedoch nur noch ein Nischendasein.
Andere Fachleute und Insider halten die Entwicklung allerdings durchaus für konstant, da sich die Programme anders als früher an neue Gewohnheiten und technische Innovationen anpassen lassen. Pragmatiker wiederum verweisen schlicht auf den hohen Nutzen, den diese für die Anwender bringen: Schnell und komfortabel Informationen, Bilder, Videos oder Daten mit allen anderen Teilnehmern austauschen zu können.
Alle Dienste ergänzen sich gegenseitig
Letztendlich ist es wahrscheinlich die Vielseitigkeit, die die heutigen Dienste auch über lange Zeit interessant machen wird. Für unterschiedliche Zielgruppen gibt es verschiedene Systeme, die sich alle in eine bestimmte Richtung spezialisiert haben. Gleichzeitig greifen sie Innovationen auf und integrieren diese, falls eine Nachfrage besteht. Der Hype selbst wird mit Sicherheit nachlassen, die Messenger sich aber deshalb auch langfristig nahtlos in unseren Alltag integrieren.
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