Als Edward Snowden im Juni die Datenschutzverletzungen der amerikanischen Geheimdienste offen legte, zeigte er der Welt, wie unsicher der Datenverkehr wirklich ist. Als eine der Ersten reagieren nun die deutschen E-Mail Anbieter und starten für ihre Kunden eine gemeinsame Datenschutz-Allianz.
Das Denken hat sich grundlegend verändert
Die Enthüllungen Snowdes haben die Welt des Internets erschüttert, wie wenige andere Ereignisse zuvor. Plötzlich hat sich gezeigt, dass die amerikanischen Geheimdienste überhaupt keine Probleme dabei haben die komplette Kommunikation über das Internet zu überwachen. Und auch wer glaubte, in Deutschland vor diesem Vorgehen geschützt zu sein, der wurde schnell eines besseren belehrt. Der BND kooperiert in so umfangreichem Maße mit den Amerikaner, dass vom Schutz deutscher Bürger keine Rede mehr sein kann. Zudem reagieren die deutschen Politiker nur sehr verhalten auf die Thematik und es scheint, dass man zunächst keine wirklichen Maßnahmen erwarten kann, um die Datenspionage einzudämmen.
Die deutschen E-Mail-Anbieter reagieren
Im Gegensatz zu den Politikern in Deutschland sind die deutschen E-Mail-Anbieter nun erstmals zu dem Thema aktiv geworden. In einer sogenannten Datenschutz-Allianz haben sich die Telekom und die Firmen GMX und Web.de zusammengeschlossen und die sogenannte „E-Mail Made in Germany“ gestartet. Der Kern dieser Zusammenarbeit bildet dabei der Einsatz des SSL-Verschlüsselungsverfahrens, das von nun an bei jeder Übertragung zum Einsatz kommen soll. Zudem geben die Unternehmen eine Garantie ab, dass die Daten streng nach deutschem Datenschutz verarbeitet und nur noch innerhalb Deutschlands gespeichert werden würden. Das Angebot gilt allerdings nur für das Versenden von Mails zu den Anbietern, die Mitglied der Datenschutz-Allianz sind. Schickt man eine Mail zu einer Adresse eines fremden Anbieters oder erhält eine von diesen, dann erfolgt die Übertragung weiterhin auf unsicherem Weg.
PR oder wirklicher Nutzen?
Auch wenn das neue Verfahren von den Anbietern selbst gefeiert wird, so ist es doch nur die Umsetzung von Standards, die von Experten schon lange gefordert werden. Zudem hilft dieses Verfahren nicht wirklich gegen die von Snowden angeprangerte Arbeit der Geheimdienste, die diese vor allem durch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Anbietern an die Kommunikationsdaten der Kunden kamen. Zugegeben dies betrifft hauptsächlich amerikanische Firmen und daher ist man im Moment bei den deutschen Anbietern in jedem Falle besser aufgehoben. Generell gilt jedoch, dass eine Verschlüsselung schnell unwirksam wird, wenn die E-Mail-Anbieter einer Zusammenarbeit zustimmen. Dies ist gerade in Deutschland im Moment unwahrscheinlich, aber für die Zukunft nicht auszuschließen.
Weitere Fachartikel zu diesem Thema: heise.de – Verschlüsselung bei Mail in Germany ungenügend
Der erste Schritt ist gemacht
Das Vorgehen der deutschen E-Mail-Anbieter ist ein Schritt in die richtige Richtung und die lange erwartete Umsetzung von wichtigen Datenschutzstandards. Für einen wirklichen Schutz der Bevölkerung muss nun allerdings auch die Politik tätig werden und dem Thema eine hohe Priorität einräumen.
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