Der Weltmeistertitel 2014 war sicherlich das Sinnbild Bastian Schweinsteigers: Ein nicht enden wollender Fight und ein wahrer Triumph seines Willens über die Limitationen seines Körpers. Doch nun hat Schweinsteiger seine Karriere in der Nationalmannschaft an den Nagel gehängt und damit eine neue Ära eingeläutet.
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Ein großer Schritt – Der Rücktritt Bastian Schweinsteigers
Fast schon schockierend kam am 29. Juli 2016 die Meldung über Twitter: Bastian Schweinsteiger bedankte sich bei seinen Fans, beim Team und Trainer Jogi Löw und gab – wenige Tage nach dem Ausscheiden der DFB Elf bei der EM in Frankreich – seinen Rücktritt bekannt.
120 Länderspiele hatte Schweinsteiger bis dato absolviert, nur drei Spieler kamen in der ewigen Ranglist auf mehr Einsätze. Seit seiner ersten Nominierung 2004 unter Rudi Völler wuchs der damals junge Flügelflitzer Schweini in Nationalmannschaft und Verein zum absoluten Führungsspieler Schweinsteiger heran und verteidigte diesen Anspruch, auch ohne selbst die Kapitänsbinde zu tragen.
Erst nach Lahms Ausstieg 2014 wurde Schweinsteiger auch nominell Kapitän und war auch auf dem Papier der Leader, der er immer war.
Materialverschleiß und Altersermüdung – Jeder Schritt schein zu schmerzen
Die EM 2016 sollte Bastian Schweinsteigers letztes Turnier sein. Verletzt ins Turnier gestartet und mit aufsteigender Formkurve nahm der Kapitän noch einen weiteren Titel ins Auge.
Doch nicht nur der Verlauf des Turniers, auch seine eigene Rolle dabei dürfte ihm wohl stark missfallen haben. Trotz eines Weitschusstores in einem Kurzeinsatz kam Schweinsteiger nur auf wenig Spielzeit und insgesamt durchwachsene Einsätze.
Seine Führungsrolle und sein Führungsanspruch standen hier fast schon in Kontrast zu seiner spielerischen Leistung, mit der er sich zumindest bei dieser EM hinter Kroos und Khedira einreihen musste.
Noch bei der WM zwei Jahre zuvor war er dagegen maßgeblich am Titelgewinn beteiligt und forcierte in der Verlängerung durch seinen eisernen Willen den Kampfgeist der deutschen Mannschaft. Eine blutende Wange und beständige Attacken prallten an ihm ab und durch seinen ungebrochenen Willen allein schien die DFB-Elf Messi zu bändigen und das Spiel mit jeder Minute weiter an sich zu reißen. Der WM-Titel 2014 trägt unmissverständlich die Handschrift Schweinsteigers.
Video: Bastian Schweinsteiger – Der Rücktritt des Kapitäns – kicker.tv
Schweinsteiger geht in Würde
Vor ihm stiegen bereits Klose, Mertesacker und Lahm aus der DFB-Elf aus. Zumindest für Klose wäre eine Fortführung der Nationalmannschaftskarriere wegen des Alters kaum mehr möglich gewesen, doch nach dem WM-Triumph verabschiedeten sich auch Mertesacker und Lahm.
Mit 31 Jahren wäre es auch für Schweinsteiger durchaus noch denkbar, in der DFB-Elf zu spielen. Doch gleich drei Punkte sprachen wohl dagegen: Zum Einen verjüngt sich die Nationalelf beständig weiter und mit Kroos und Khedira stehen gleich zwei Spieler auf der Doppelsechs, welche nominell mindestens so stark sind wie Schweinsteiger und ebenfalls Startelfansprüche habe.
Zum Anderen musste Schweinsteiger zuletzt immer häufiger verletzt aussetzen und war auch zur EM kaum in Form. Jeder andere Spieler wäre in dieser Form wohl aus dem Kader gestrichen worden.
Und schlussendlich war auch in den Medien immer wieder vom gealterten General die Rede gewesen.
Falten und grau melierte Schläfen wurden zur Staatsaffäre deklariert – alleine deswegen ist ein würdevoller Ausstieg Schweinsteigers sicher im Interesse aller. Ehe ihm eine Demission droht wie dereinst bei Ballack und Frings.
Dem Vereinsfußball (wohl) bleibt ein starker Schweinsteiger
Mit 31 Jahren und seiner erhöhten Verletzungsanfälligkeit ist der Ausstieg aus der DFB-Elf der logische Schritt für den Spieler Schweinsteiger, um sich voll auf sein Tagewerk im Verein zu konzentrieren. Geradezu skurril ist es, dass Schweinsteiger nun auch bei Manchester United vor dem Aus steht.
Doch wer Schweinsteigers Kariere verfolgt hat, weiß, dass er immer bis zum Schluss fightet und sich niemals aufhalten lässt.
Titelbild: © istock.com – Laszlo Szirtesi