Die Kunst des mechanischen Auges: Ist Fotografieren Kunst?

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Kamera und Film liegen auf einer hölzernen FlächeWie viele andere Künste auch, muss die Fotografie sich der Kunstfrage stellen. Denn ab wann Fotografie Kunst ist und welche Techniken, Methoden und Kniffe separieren die künstlerische Fotografie vom privaten Knipsen.

Zwischen Kunst und Handwerk

Auch Schauspieler oder Bildhauer galten zu ihrer Zeit lange als Handwerker, ihre Arbeit bestand aus mechanischen Bewegungen und wurde nicht als Kunst wahrgenommen.
Der Beginn der Fotografie begann sogar im krassen Gegensatz zur abbildenden Kunst und schuf neue Richtungen wie Im- und Expressionismus. Die bildenden Künste fühlten sich abgelöst durch die realistische Abbildungsqualität der Fotografie.
Und natürlich muss die Fotografie sich gerade dieser Tage die Kunstfrage erneut stellen. Denn nachdem Fotografen sich vom Verdacht der rein mechanischen Arbeit emanzipieren konnten, bringt das digitale Zeitalter neue Vereinfachungen, die den Prozess oft mechanischer als menschlich wirken lassen.
Inwieweit etwa sind automatische Belichtungszeit, Blende, ISO und Autofokus Eingriffe in den künstlerischen Prozess und übergeben der Maschine mehr Verantwortung als dem Menschen?

Video: Dieter Blum Photography

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Mittel künstlerischer Gestaltung mit der Kamera

Dass Fotografie als Kunst aber eben doch eine Berechtigung hat, wird durch die gestalterischen Mittel der Arbeit mit Kameras deutlich. Denn auch die Kamera ist ja kein mechanischer Wunderapparat, der die objektiv wahrgenommene Realität auf Knopfdruck abbilden kann, sondern bedarf dafür verschiedener mechanischer und technischer Hilfsmittel. Dies sind die wichtigsten Punkte künstlerischer Gestaltung im Bild:

  1. Lichtreflexionen in einer KameralinseDas Objektiv: Alleine die Wahl des Objektivs vermittelt Distanz oder Nähe, verflacht Motive (Teleobjektive) oder formt sie plastisch aus (Weitwinkel). So hat der Fotograf stets die Wahl der Darstellung und erzählt Nähe oder Distanz, klare Weite oder verschwommene Bokehs.
  2. Blende und Belichtungszeit: Auch das Spiel zwischen Blende (Einstellung der Schärfentiefe) und Belichtungszeit (Klarheit schneller Bewegung) ist eine feine Gratwanderung, durch die Fotos wirklich ausgestaltet werden.
  3. Filmformat: Auch das Format des Films (Kleinbild, Super35mm, etc.) bzw. des Sensors (Vollformat, ASP-C, etc.) sind nicht einfach nur technische Gegebenheiten, sondern helfen in den rechten Händen, ein Bild zu schaffen.
  4. Helligkeit und Kontrastreichweite: Fotografie ist wortwörtlich nichts Anderes als Zeichnen mit Licht, wie Fotos also belichtet sind, aus welchen Quellen das Licht stammt und was im Dunkeln entschwindet, ist eine der Kernfragen künstlerischen Fotografierens. Sollen Motive ein Scherenschnitt gegen den gleißenden Himmel sein oder sind sie klar und schwimmen im Licht? Ist HDR-Fotografie oder ein Camera RAW die ideale Brücke beider Wege oder weicht so die Gestaltungsmöglichkeit einem wahrgenommenen Realismus?
  5. Framing: Die aber wohl wichtigste Frage in der Gestaltung ist und bleibt die Cadrage. Sie ist der Beginn und der Endpunkt eines jeden Fotos und lässt sich auf eine einfache Formel herunter brechen: Was ist im Bild und was nicht.

Ab wann beginnt die Kunst für den Consumer?

Die Kunstfotografie, wie sie in Lumas Editionsgalerie zu finden ist, ist dabei nicht auf einige wenige, ausgestellte Künstler limitiert. Anders als Pinsel und Leinwand haben wir im digitalen Zeitalter den Vorteil, jederzeit eine Kamera bei uns zu tragen. Auch sind die Bearbeitungsmöglichkeiten auf jedem Smartphone heute deutlich vielseitiger als es Computer noch vor 20 Jahren zuließen. Gerade diese Proliferation der Kameratechnik und der Möglichkeiten der Nachbearbeitung scheint aber den Kunstbegriff aufzuweichen.
Dabei sind die Mittel für die Kunstfotografie im Alltag heute die idealen Voraussetzungen, um jederzeit bereit zu sein, die Schönheit des Alltags auf Fotos zu bannen und die Bilder kreativ nachzubessern.

Achtung aufgepasst!
Wenn das Auge entsprechend geschult ist und ein Verständnis von Komposition, Bearbeitung und Ästhetik vorliegt, ist die technische Einstiegsschwelle so niedrig, dass Fotografie und Kunst unsere täglichen Begleiter sein können.

Digital und analog – künstlerisch wertvolle Fotografie

Die Kunst des Fotografierens erfordert eine Mischung aus technischem Verständnis und kreativem Arbeiten. Hierbei vereinen sich die Freiheit des kreativen Prozesses mit dem Beherrschen der Mechanik – der Pinsel des Kunstfotografen ist eben technologisch deutlich fortschrittlicher als das borstige Äquivalent des Malers.

Titelbild: © istockphoto – ChamilleWhite
Textbild: © istockphoto – scyther5

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