Boris Becker hatte nie eine gute Hand für Geschäfte. Nun hat ein Londoner Gericht ihn für insolvent erklärt, auch andere Gläubiger melden Forderungen an. Ist Boris Becker wirklich pleite?
Die goldenen Jahre sind vorbei
Vorbei sind die Zeiten, in denen Boris Becker mit spektakulären Turniersiegen auf sich aufmerksam machte. Die 49-jährige Tennislegende steht offenbar am finanziellen Abgrund. Vor zwei Wochen verurteilte ihn ein britisches Gericht, weil er ein Darlehen in Höhe von 3,5 Millionen Euro nicht zurückgezahlt hat und erklärte Becker für insolvent. Die Londoner Richterin merkte an, Becker habe den Kopf einfach zu lange in den Sand gesteckt.
Doch damit ist die Pechsträhne nicht beendet. Ein paar Tage später meldete sich mit dem Schweizer Hans-Dieter Cleven ein Geschäftspartner zu Wort. Lange war das Duo auf Erfolgskurs, nun will Cleven von Becker 36,5 Millionen Euro. Dabei hatte der Unternehmer dem Tennisidol 2002 mehrere Millionen Euro geliehen, als Becker in München wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, auch eine gemeinsame Stiftung haben die beiden gegründet. Insider vermuten, der Freund falle Becker in den Rücken, weil er selbst Angst habe, in das Visier der Ermittler zu geraten.
Video: Tragödie um Boris Becker: „Ein Mann, der den Kopf in den Sand steckt“
Keine glückliche Hand für Geschäfte
Der Tennisstar, der während seiner Karriere über 200 Millionen Euro verdiente, war gerade wieder dabei, auf Erfolgskurs zu gehen. So ist er ein beliebter Kommentator im britischen Fernsehen und aktiv als Mentaltrainer. Doch fürs Geschäftliche hatte er nie ein glückliches Händchen. Anfang des Jahrtausends wollte er den Internetboom nutzen und sich einen Namen als Unternehmer machen. Die Investition wurde ebenso ein finanzielles Desaster wie seine Finca auf Mallorca, die mit Hypotheken belastet ist.
Auch Projekte, die Becker gemeinsam mit Cleven durchführte, scheiterten. Andere waren erfolgreich, allein heute sind in der Schweiz drei Unternehmen des Duos registriert. Ob Boris Becker pleite ist, ist deshalb eine Frage, die gar nicht so leicht beantwortet werden kann, zu verwoben sind seine geschäftlichen Verbindungen. Sollte sich nach der Londoner Bankrotterklärung die Forderung Clevens als berechtigt erweisen, steht die Existenz der Tennislegende wirklich auf dem Spiel. Da würde auch der Verkauf seiner Finca nichts retten.
Reicht sein Vermögen wirklich aus?
„Ist Boris Becker pleite?“ – diese Frage stellte ihm auch die Süddeutsche Zeitung, der er nach dem Urteil ein Interview gab. Becker bezeichnete seinen Fall als komplex und Streitigkeiten im Geschäftsleben als nichts Ungewöhnliches. Das Londoner Urteil wolle er anfechten, zudem könne er seine Schulden zeitnah begleichen. Die Frage nach der Pleite verneinte er konsequent. Sein Vermögen würde ausreichen, um sämtlichen Forderungen nachzukommen, sagte Becker. Weiter ins Detail gehen wollte er nicht. Stimmen aus dem Umfeld des Tennisstars sind sich da nicht so sicher.
Werbevertrag wäre die Rettung
Kommt es hart auf hart, wird die Tennislegende seinen Lebensstil wohl oder übel umstellen müssen, denn sonst ist Boris Becker tatsächlich pleite. Was ihn retten könnte, wäre ein lukrativer Werbevertrag. Der Baumarktgigant Praktiker lässt die aktuelle Kampagne auslaufen, neue sind nicht in Sicht. Als Vorbild taugt Becker zur Zeit nicht. Selbst, wenn sich viele Vorwürfe als haltlos herausstellen, bleibt der Imageschaden.
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