Vor allem wegen des höheren Stimmenanteils der AfD wird das schlechte Wahlergebnis der CDU bei der Landtagswahl 2016 in Mecklenburg-Vorpommern deutschlandweit diskutiert. Die Zahlen zeigen aber, dass nicht ausschließlich die Christdemokraten ein Problem haben.
AfD-Ergebnis als entscheidender Grund für die CDU-Krise
Das schlechte Ergebnis der CDU bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern ist nicht wegen des niedrigsten Stimmenanteils der Christdemokraten in der Geschichte des Landes bundesweit ein wichtiges Thema. Stattdessen sind die starken Zugewinne für die AfD der eigentliche Grund für die CDU-Krise.
Obwohl die CDU im Vergleich zur Landtagswahl 2011 lediglich rund 3.000 Wähler verloren hat, liegt sie mit einem Anteil von 19 Prozent in der Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal hinter einer Partei, die sich politisch weiter rechts positioniert.Aus diesem Grund erklären Gegner der Christdemokraten die Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich zur Wahlverliererin.
Bei den Befragungen von Meinungsforschern wurde tatsächlich festgestellt, dass Merkels Flüchtlingspolitik für viele Wähler in Mecklenburg-Vorpommern die Entscheidungsgrundlage war. Obwohl die Arbeit der Großen Koalition in diesem Bundesland positiv bewertet wird, hat die Landesregierung ihre absolute Mehrheit daher nur knapp verteidigt.
Unvollständiger Eindruck durch vermeintlichen SPD-Wahlsieg
Aus der Sicht der meisten Wahlforscher ist es unsinnig, ausschließlich der CDU die Schuld für den gewaltigen Stimmenzuwachs der AfD zuzuschieben. Denn alle Parteien, die weiter links positioniert sind, verlieren zum Teil sogar mehr Stimmen an diese neue politische Kraft.
Trotzdem erklärte die SPD sich nach ihrem zweitschlechtesten Landtagswahlergebnis in der Geschichte von Mecklenburg-Vorpommern direkt zum Wahlsieger. Das historisch schlechteste Wahlergebnis der Linkspartei wurde ebenfalls kaum thematisiert. Wer nur auf die Verluste blickt, erkennt jedoch, dass die CDU im Vergleich zur SPD und der Linkspartei sogar geringere Stimmenanteile verloren hat:
- Linke: 5,2 Prozent
- SPD: 5 Prozent
- CDU: 4 Prozent
- Grüne: 3,9 Prozent
Video: Landtagswahl Mecklenburg Vorpommern 2016
Ende von Merkels Kanzlerschaft bleibt trotz Debakel unwahrscheinlich
Bereits vor dem schlechten Landtagswahlergebnis wurde bekannt, dass Angela Merkel noch nicht entschieden hat, ob sie bei der Bundestagswahl 2017 antreten wird. Zudem wollte sich die CSU mit ihrem Parteichef Horst Seehofer nicht darauf festlegen, Merkels erneute Kandidatur zu unterstützen. Aus diesen Gründen kamen in der Presse nach der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern schnell Gerüchte auf, wonach die Bundeskanzlerin vor dem Ende stehen würde.
Obwohl die Anzahl von Merkels Gegnern innerhalb der CDU ebenso wie bei der Schwesterpartei CSU scheinbar ansteigt, ist ein Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel aus der Sicht der meisten Experten aber weiterhin unwahrscheinlich. Trotz Merkels sinkenden Beliebtheitswerten wären die restlichen Parteien laut den derzeitigen Umfragewerten kaum dazu in der Lage, eine Bundesregierung mit einem anderen Kanzler zu bilden. Ein Nachfolger mit vergleichbaren Erfolgsaussichten ist bei der Union derzeit nicht in Sicht.
2017 als Schicksalsjahr für die CDU
Trotz einer möglichen weiteren Wahlniederlage in Berlin wird sich das schlechte CDU-Ergebnis in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit wohl kaum auswirken. Es gilt als wahrscheinlich, dass erst die Wahlen in Westdeutschland und im gesamten Bund 2017 über Angela Merkels Zukunft entscheiden. Möglicherweise leiden dann andere Parteien noch mehr unter den AfD-Zugewinnen.
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