Bombenanschlag in Istanbul: Müssen wir alle in Angst leben?

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Terroranschlag
Vor kurzem hat es einen Bombenanschlag in Istanbul gegeben bei dem bisher mindestens 11 Tote zu beklagen gewesen sind. Dabei scheinen die Opfer nicht hochrangige Militärs oder Politiker gewesen zu sein, sondern die Zivilbevölkerung. Wer auch immer zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war, der konnte Opfer des Anschlags sein. Viele fragen sich jetzt: Müssen wir alle in Angst leben. Die Antwort ist – erstaunlicherweise – nein. Eine Reise durch die Welt der Prävention und die Mechanismen der Berichterstattung zeigt: Das Leben ist nicht so unsicher wie man glauben könnte oder soll!

Umfangreiche Schutzmaßnahmen in der westlichen Welt

Edward Snowden, den viele Menschen berechtigterweise als Hochverräter ansehen, hat die Öffentlichkeit indirekt und vielleicht auch unbeabsichtigt über viele Maßnahmen informiert, die eigentlich dem Schutz der Bevölkerung dienen sollten und auch heute noch dienen. Der verstärkte Informationsaustausch und das Sammeln von Finanz- und Telekommunikationsdaten wird auch dazu genutzt, Risikoprofile anzulegen und rechtzeitig vor möglichen Anschlägen zu warnen.

Die Terrorfinanzierung ist nicht mehr ohne Spuren möglich, viele Verhaftungen vor der Ausführung von Attentaten zeigen, dass diese vorbeugenden Mechanismen funktionieren. Größere internationale Zahlungen über offizielle Bankkonten werden ebenso auf Geldwäsche und Terrorismusverdacht untersucht wie die früher beinahe rechtsfreien Zahlungen von Bargelddienstleistern wie MoneyGram, WesternUnion und ähnlichen.

Da bei der Zahlung ein Ausweis vorgelegt – und nur dessen Daten gespeichert werden, er aber nicht kopiert wird – sind Geldströme nachverfolgbar. Dabei wird die harmlose Zahlung von Gastarbeitern nach Hause weiterhin sekundenschnell weitergeleitet, Finanzierungsströme von Terroristen aber deutlicher als früher betrachtet. Bei einer Geldwäschewarnung starten die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit und können dank Quellen Telekommunikationsüberwachung Terroristen-Netze oder Zellen rechtzeitig ausheben.

Video: Bombenanschlag in Istanbul | DW Nachrichten

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Kein Zusammenhang zwischen medialem Echo und tatsächlicher Wahrscheinlichkeit

Verletzte und Tote nach Terroranschlägen sind grundsätzlich ein sehr trauriges Thema, dennoch darf der Blick auf die Realität und die Wahrscheinlichkeit nicht verstellt werden! Eine traurige aber unvermeidbare Umweg-Betrachtung über verschiedene andere Todesarten oder auch Unfälle zeigt, dass sich die Menschen vom Terrorismus nicht einschüchtern lassen sollten.

Bei leicht steigender Tendenz starben 2014 lt. Angabe des Statistik-Portals Statista 4.863 durch Suizid, die Zahl der Verkehrstoten lag im Jahr 2015 lt. Zahlen des Statistischen Bundesamtes bei 3.475, die Techniker Krankenkasse spricht von 3.300 Toten im Jahr durch Passivrauchen. Bei diesen Todesarten kamen also pro Jahr zwischen 11.000 und 12.000 Menschen ums Leben.

Ohne dass sich die breite Öffentlichkeit wirklich für die Ursachen bzw. deren Bekämpfung interessierte. Dahingegen findet jeder einzelne Terroranschlag ein breites mediales Echo, was dessen Wirkung leider vervielfacht.

Allerdings kommen nur sehr wenige Deutsche durch Terrorismus ums Leben. Eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bzw. ein Berufsrisiko besteht allerdings bei Bundeswehr-Soldaten im Out of Area-Einsatz, weshalb dort alle Vorsichtsmaßnahmen angebracht sind.

Um es umgekehrt zu formulieren: Ein Fußball-Weltmeisterschaftsjahr 2006 ist wegen 7 Spielen á 1,5 Stunden Netto-Fußballzeit ebenso wenig ein „Sommer-Märchen“ wie der eine oder andere Anschlag uns alle in Panik und Angst verfallen lassen sollte. In beiden Fällen wirkt sonst die mediale Überhöhung – einmal ins Plus und einmal ins Minus.

Nachrichtensperre und „Freiheit leben“ als Gegenentwurf zum Terrorismus

Inzwischen musste sich insbesondere die westliche Welt leider an das Vorhandensein einer islamistischen oder extremistischen Bedrohung anpassen. Dabei bewähren sich – für jeden einzelnen Menschen und für ganze Staaten – zwei wesentliche Mechanismen: Einerseits eine gezielte Nachrichtensperre, damit die brutalen Mörder oder Selbstmordattentäter nicht dauerhaft einen Platz in den Köpfen der Menschen haben.

Durch eine Nachrichtensperre oder eine sehr zurückhaltende Berichterstattung wird zudem der Nährboden der „Nachwuchswerbung“ der Terror-Gruppen entzogen. Die zweite, scharfe Waffe gegen den Terrorismus schlummert in jedem. Wenn die Freiheit weiterhin gelebt wird und die Menschen sich nicht einschüchtern lassen, dann passiert etwas mit uns. Die Terroristen erkennen die Sinnlosigkeit ihres Tuns, die Unterstützung und Finanzmittel interessierter Kreise werden dann zunehmend versiegen.

Achtung aufgepasst!

Jedes Terrorismus-Opfer ist eines zu viel – und mahnt uns

Zugegeben, der Spagat zwischen angemessenem Gedenken an die Opfer und dem „Nicht-Einschüchtern-Lassen“ ist schwierig. Allerdings lässt sich das Geschehene nicht rückgängig machen, weshalb die Opfer uns auch mahnen können wie wertvoll die Freiheit und die westlichen Werte sind. Und wie aufwändig deren Aufrechterhaltung ist. Zum Leben in Freiheit und mit möglichst wenig Angst gehört auch eine angemessene politische Diskussion, die nicht jede einzelne Schutzmaßnahme in Frage stellt.

Deshalb sollten wir denjenigen Respekt zollen, die auch am Wochenende für unsere Sicherheit da sind. Und deren Arbeit auch in der Art und Weise belohnen, dass die westliche Welt und auch das Feiern miteinander erhalten bleibt. Wir alle uns also eben nicht ängstlich verstecken. Die passende Antwort auf Terrorismus ist also Respekt und ein weiterhin liberales Lebensgefühl.

Titelbild: iStock – bwb-studio

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