Gebangt wurde fast bis zum Schluss: Noch wenige Tage vor Beginn des Lollapalooza 2016 gaben sich Anwohner und Kritiker siegessicher, das Festival verhindern zu können. Erfolgreich waren sie letztendlich nicht, denn ein Gericht wies in einer Eilentscheidung die Klagen gegen das Musikfest ab. Die Show konnte wie geplant stattfinden – und wurde ein Erfolg.
Das Lollapalooza – ein bunter Strauß Musik
Bereits letztes Jahr fand das Festival in der Hauptstadt statt und verließ dafür zum ersten Mal den amerikanischen Kontinent in Richtung Europa. Ursprünglich wurde es 1991 ins Leben gerufen und an mehreren Standorten gleichzeitig ausgetragen.
Bereits damals war die besondere Spezialität des Lollapalooza seine Vielseitigkeit, die zahlreiche unterschiedliche und mitunter sich eher misstrauisch gegenüberstehende Genres miteinander verband. So traten beispielsweise auf dem ersten Festival auf:
- Trent Reznor mit seinem Industrial Rock Projekt Nine Inch Nails
- die in den USA höchst umstrittene und lange Zeit zensierte Indie-Punkband Butthole Surfers
- der nicht weniger kontroverse Gangsta Rapper Ice-T
- Jane’s Addiction, die das Lollapalooza ursprünglich als ihre Abschiedstournee ins Leben riefen
Nach einer mehrjährigen Auszeit um die Jahrtausendwende wurde das Festival immer populärer, blieb aber stets in den USA und Kanada, bis es 2011 zum ersten Mal in den Park O’Higgins in Santiago de Chile umzog.
Zum zweiten Mal in der Hauptstadt
Nachdem 2015 noch auf dem Tempelhofer Feld gefeiert wurde, entfiel der Veranstaltungsort dieses Jahr leider. Als Ersatz für das Lollapalooza 2016 wurde der Treptower Park gefunden – sehr zur Freude der Fans, aber auch zum Unwillen einiger Anwohner und Besucher. Kritik entzündete sich insbesondere an zwei Punkten. Zum einen wurde der Park gerade erst für rund 13,5 Millionen Euro aufwendig saniert und als Gartendenkmal wieder hergerichtet. Zum anderen liegt auf dem Gelände auch das Sowjetische Ehrenmal zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der Roten Armee. An ihm wurden mehr als 7000 Opfer des Kampfes um Berlins bestattet – nicht nur zahlreiche Botschafter von Ländern der ehemaligen Sowjetunion empfanden diesen Ort deshalb als unwürdig.
Doch alle Einwände wurden letztendlich zurückgewiesen, nachdem ein Gericht entschieden hatte, ein derart kurzfristiges Verbot sei dem Veranstalter nicht zuzumuten. Eines steht jedoch fest: Am Treptower Park wird es kein weiteres Lollapalooza mehr geben – angeblich wurden aber bereits erfolgreich Ersatzflächen gefunden.
Mehr als 70.000 Besucher feierten zwei Tage lang
Wie bereits letztes Jahr wurde auch das Lollapalooza 2016 letztendlich ein großer Erfolg. Der Veranstalter zeigte sich hochzufrieden, die Polizei meldete nur geringe Vorkommnisse und die Besucher waren begeistert. Zu den auftretenden Bands und Künstler gehörten dieses Mal unter anderem Lindsey Stirling, Ricky Wilson, der das Publikum zu einem Gesangswettbewerb animierte und New Order.
Höhepunkt war aber selbstverständlich der Auftritt von Radiohead am Sonntagabend. Die Briten blieben dabei ihrem Ruf treu und überraschten ihre begeisterten Fans mit einer wilden Mischung aus langsamen Stücken, Rock, Psychedelic und elektronischen Elementen aus ihrem aktuellen Album.
Video: LOLLAPALOOZA FESTIVAL 2016 Berlin
Wiedersehen im nächsten Jahr wird geplant
Das Lollapalooza scheint sich in Berlin wohl zu fühlen und die Künstler und Besucher tun das mit Sicherheit auch. Bereits am Tag nach dem Festival kündigte der Veranstalter an, auch 2017 wieder in der Hauptstadt spielen zu wollen und bereits ein passendes Gelände gefunden zu haben. Es ist deshalb sogar denkbar, dass sich das Lollapalooza dann auf längere Zeit in Berlin ansiedeln könnte – eine Entscheidung, die das Publikum mit Sicherheit begrüßen würde.
Titelbild: ©istock-gpointstudio