Das deutsche Kino hat sich in jahrelanger Arbeit einen guten Ruf erkämpft, der mittlerweile auch zahlreiche Blockbuster aus Hollywood für Dreharbeiten in die Bundesrepublik lockt. Im Gegensatz dazu sind die Fernsehserien von einem internationalen Durchbruch zwar noch weit entfernt, Produktionen wie „Tatort“ oder „Alarm für Cobra 11“ können in ihrer Popularität aber durchaus mit der Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten mithalten.
Tatort – Der Mord zum Sonntag
Die mit Abstand beliebteste, erfolgreichste und am längten bestehnendste Fernsehserie im deutschsprachigen Raum ist und bleibt der „Tatort“. Bereits seit 1970 gingen unterschiedliche Ermittler aus dem gesamten Bundesgebiet auf Spurensuche und lösten knifflige Fälle, für die sie mitunter eher unkonventionelle Methoden verwenden mussten. In der Anfangszeit und vor der Einführung des Privatfernsehens erreichte die Serie Einschaltquoten von über 70% und mehr als 25 Millionen Zuschauer.
Obwohl diese Zahlen seitdem deutlich gesunken sind, gehört der Tatort auch nach 45 Jahren noch zu den beliebtesten Serien aus Deutschland. Besonders das aus dem Rechtsmediziner Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne und dem zugewanderten Hanseaten Frank Thiel bestehende Ermittlerteam aus Münster steht hoch in der Gunst des Publikums. Jede Erstausstrahlung der beiden widersprüchlichen Charaktere wird von mehr als 10 Millionen Zuschauern gesehen.
Leiden und Freude für ein breites Publikum
Die mit Abstand bekannteste und beliebteste Seifenoper des deutschsprachigen Fernsehens ist und bleibt die „Lindenstraße“. Bereits seit Dezember 1985 strahlt die ARD jede Woche eine Folge aus – unterbrochen wurde die Reihe bislang nur für die Olympischen Spiele 2012 in London und 2014 in Sotschi sowie für die Tour de France 2015. Im Laufe seiner Sendezeit hat die „Lindenstraße“ zahlreiche Entwicklungen aufgegriffen und oft schon frühzeitig auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert. Diese tagesaktuellen Bezüge sind es, die für viele Zuschauer den besonderen Reiz der Serie ausmachen.
Im Vergleich dazu ist „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ etwas spezialisierter – es richtet sich direkt an Heranwachsende und Jugendliche und greift bevorzugt deren Probleme auf. Der Erfolg ist jedoch fast ebenso unangreifbar wie bei der Lindenstraße, denn seit 1992 wurden mittlerweile über 6000 Folgen mit einer Laufzeit von jeweils 25 Minuten produziert. Prominentester Teilnehmer dürfte dabei mit Sicherheit Gerhard Schröder sein; der spätere Bundeskanzler hatte als damaliger Ministerpräsident von Niedersachsen 1998 einen Gastauftritt in Folge 1500.
Bürokraten und wilde Verfolgungsjagden
Seit 2012 ist „Stromberg“ zwar eingestellt, aber für viele Jahre war die Serie um den Leiter einer zuerst großen und dann eher unbedeutenden Filiale einer Versicherung unangefochten die beliebteste Comedy-Reihe. Im Stile einer Mockumentary – einer ironischen Dokumentation – begleitete die Kamera Bernd Stromberg durch seinen mitunter turbulenten Alltag. Innerhalb kürzester Zeit baute sich insbesondere Stromberg selbst eine ebenso zuverlässige wie weitreichende Fanschar auf, dass 2014 sogar mittels Crowdfunding der erste Kinofilm mit dem ebenso skrupellosen wie auch politisch unkorrekten Bürochef anlief.
Dem gegenüber liefert „Alarm für Cobra 11“ Spannung und Action ohne humoristische Seitenhiebe. Bereits seit 1996 geht die fiktive Abteilung der Autobahnpolizei auf Streife und kann mittlerweile mehr als 250 gelöste Fälle vermelden, bei denen allerdings auch einige Hauptpersonen tödlich verunglückten.
Auf dem deutschen Markt gut aufgestellt
Mit einer Einschaltquote von bis zu 20 % sind deutsche Serien mitunter deutlich beliebter als oft angenommen. Auch wenn der internationale Durchbruch bislang noch ausbleibt, liegt dies häufig lediglich in dem regionalen Bezug und der vergleichsweise aufwendigen Synchronisation. Ihre Beliebtheit im deutschsprachigen Raum bleibt trotzdem hoch, zumal die Auswahl permanent durch neue Formate erweitert wird.
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