Sieben Jahre lang war das deutschsprachige Bewertungsportal Qype aktiv, bis es für 50 Millionen US-Dollar von dem amerikanischen Unternehmen Yelp geschluckt wurde. Offenbar eine Fehlinvestition, denn der Umzug verärgert die Nutzer und sorgt für eine Menge negativer Publicity.
Eine Übernahme der Daten findet nur manuell statt
Eine kurzfristige Ankündigung der baldigen Abschaltung von Qype sorgte bereits im Anfangsstadium für eine Menge Unmut. Noch schlimmer – eine automatische Übernahme der Profile fand aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht statt, stattdessen mussten Nutzer sich neu registrieren und konnten erst anschließend ihre Daten importieren.
Das umständliche Interface und fehlende Einstellungsmöglichkeiten sorgten bereits hier für zahlreiche Beschwerden, die durch einen mangelhaften Support noch zahlreicher wurden. Auch die Tatsache, dass manche Daten wie Check-Ins, Listen oder virtuelle Orte mit ihren Beiträgen schlicht verloren gehen, verbesserte die Stimmung der User nicht unbedingt.
Wer trotzdem den Schritt zum neuen Anbieter wagte, wurde darüber hinaus mit einem aufwendigen Verifizierungsprozess konfrontiert, bevor eine Übernahme des Profils stattfand.
Positive Wertungen bleiben im digitalen Filter hängen
Der recht umständliche Prozess war für jedes Profil einzeln durchzuführen – Unternehmen mit mehreren Filialen hatten mit einem entsprechenden Arbeitsaufwand zu kämpfen. Nach der erfolgten Migration folgte dann die nächste böse Überraschung für die Beteiligten.
Viele positive Bewertungen waren nach der Freischaltung auf Yelp verschwunden. Hintergrund ist der Einsatz einer Filtersoftware, die gefälschte und automatisch erstellte Beiträge erkennen und sperren soll. Diese ist mit der Vielzahl der plötzlich zu überprüfenden Kommentare scheinbar schlicht und ergreifend überfordert und verhindert, dass diese freigeschaltet werden.
Besonders ärgerlich für viel Unternehmer ist derweil, dass vor allem aktuelle Bewertungen von diesem Vorgang betroffen sind. Manche Mitglieder berichten, dass zwischen 80 und 90 Prozent ihrer Einträge fehlen, während die wenigen verbliebenen alle zwei oder mehr Jahre zurückliegen.
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Das Portal reagiert weitgehend hilflos auf die Probleme
Eine Lösung ist derweil nicht in Sicht. Mitarbeiter des Unternehmens versuchen einstweilen, ihre aufgebrachten Nutzer zu besänftigen und erbitten „Verständnis“ für die umständliche Migration. Diese sei noch lange nicht abgeschlossen, selbst Profile, Fotos und andere Daten seien noch nicht vollständig erfasst.
Entsprechend könne sich die Darstellung eines Unternehmens durchaus noch ändern. Das macht es den Betroffenen nicht unbedingt einfacher, denn selbst wenn Sie jetzt manuelle Updates vornehmen, bedeutet es praktisch, dass diese jederzeit und ohne Vorankündigung wieder verschwinden können.
Die Möglichkeiten zur Gegenwehr sind begrenzt
Auch wenn theoretisch rechtliche Schritte eingeleitet werden können, bedeutet dies nicht unbedingt eine Verbesserung der Lage. Denn obwohl ein Unternehmen Anspruch darauf hat, dass seine Interessen berücksichtigt werden, kann es nur gegen eine willkürliche Verzerrung des Meinungsbildes klagen.
Diese kann aber auch beseitigt werden, indem Yelp einfach alle bisher eingegangenen Kommentare und Wertungen löscht und somit einen Neustart ermöglicht.
Den Schaden würden gerade jene tragen, die bereits am längsten auf der Plattform aktiv gewesen sind.
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